„Auch die Sehnsucht nach einem Raum der Transzendenz, einem Raum, der einen aus dem Alltäglichen, Irdischen enthebt, ist sowohl Christen als auch Muslimen eigen.“ (Paul Böhm, der Architekt der Kölner Zentralmoschee)
Unser erstes Ziel in Köln war die im Jahr 2017 vollendete Ditip Zentralmoschee in Ehrenfeld. Dort nahmen wir Einblick in die Architektur und künstlerische Ausgestaltung des Raumes sowie die Gebetspraxis der Gemeindemitglieder. Das Gespräch mit einer Moscheeführerin und ein Gang in das Gemeindezentrum mit Ladenzeile schlossen sich an.
Dann besuchten wir ein ganz anderes Gotteshaus, die katholische Kirche St. Kolumba. Die Kapelle Madonna in den Trümmern wurde aus Kriegstrümmern erbaut und 1950 geweiht. Im Verlaufe des Zweiten Weltkrieges war die Kolumbakirche fast vollständig durch Bomben zerstört worden. Lediglich Teile der Außenwände, ein Turmrest und die Figur der stehenden Muttergottes am nordöstlichen Langhauspfeiler blieben erhalten. Diese »Madonna in den Trümmern« wurde bald als Zeichen der Hoffnung von zahlreichen Gläubigen verehrt.
Seit 2003 ist der Baukörper in das Erzbischöfliche Diözesanmuseum Kolumba (nach einem Entwurf von Peter Zumthor) integriert und Kapelle sowie Boden- und Baudenkmale der zerstörten Kolumbakirche werden seither von den Museumsmauern ummantelt.
Was beide Sakralräume u.a. verbindet, ist die Architektenfamilie Böhm: Gottfried Böhm plante die heutige Kapelle St.Kolumba, sein Sohn Paul Böhm ist der Architekt der Zentralmoschee.
„Natürlich sind die Anforderungen an Ritus und Liturgie bei Muslimen und Christen unterschiedlich. Aber das Bedürfnis nach einem Raum, der durch seine Qualitäten zum Gebet einlädt, der zur intimen Meditation genauso befähigt, wie das Gemeinsame, das Miteinander ermöglicht und fördert, haben alle, die einen Glauben praktizieren, gemein.“ (Paul Böhm)
Diese Gedanken zu interreligiösen Fragen reflektierte der Grundkurs im Kirchenraum von Kolumba, der nicht nur Altes und Neues verbindet: die Ausgrabungen römischer Fundamente und einer romanischen Vorgängerkirche, Kriegstrümmer und ein modernes Museum, – sondern ein Ort für das Gebet und die kritische Erinnerung sein will.
Fotos: Can Pala
Hildegard Glees-zur Bonsen